Künstlerdörfer im Land der Düfte: Préalpes d'Azur
Die anmutige Region reicht von der Côte d'Azur bis ins alpine Hinterland. Während die Küstenregion von mondänem Badetourismus geprägt wird, verstecken sich im Hinterland uralte Dörfer, in denen sich Künstler niedergelassen haben und die weltberühmte Parfüm-Stadt Grasse. Immer wieder tun sich Blicke zum Meer oder zu den Gipfeln der Alpes-Maritimes auf. Zwar ist die amtliche Sprache heute Französisch – da die Region über Jahrhunderte nicht zu Frankreich gehörte und erst 1860 annektiert wurde, haben sich jedoch altprovenzalische Sprachen erhalten, darunter das Brigasque oder das Maritimprovenzalische im Westen.
Einspuriger Pass zwischen Frankreich und Italien
Der 2.350 Meter hohe Pass in den Seealpen ist in den Sommermonaten befahrbar. Er markiert die Grenze zwischen dem französischen Département Alpes-Maritimes und der italienischen Region Piemont. Auf der französischen Seite liegt der Retorten-Skiort Isola 2000, eine Etappe Tour de France im Jahre 1993. Die Straße zwischen Isola und Isola 2000 ist zweispurig, im weiteren Verlauf verengt sie sich auf eine teils nur noch einspurige aber weiterhin asphaltierte Fahrbahn.
Welthauptstadt des Parfüms
Die Welthauptstadt des Parfüms liegt im Hügelland zwischen den Seealpen und der Côte d'Azur. Im Mittelalter war Grasse eine Stadtrepublik, in der das Gerberhandwerk verbreitet war. Als gegen 1600 die Mode aufkam, Handschuhe zu parfümieren, verlegte man sich auf die Destillation von Duftstoffen. Seit dem 17. Jahrhundert haben sich die Parfümeure aus Grasse auf die Extraktion von Blütensäften spezialisiert, insbesondere von Orangenblüten und Jasmin. So ist auch das wichtigste Volksfest die Fête du Jasmin Anfang August. Weltbekannt wurde die Stadt durch den Roman von Patrick Süskind, Das Parfum.
Bronzezeitliche Felsritzungen und Wölfe in alpiner Wildnis
Der über 200.000 Hektar Nationalpark schützt die Bergwelt der Seealpen. Höchste Erhebung ist die Cime du Gélas (3143 m), weitere sechs Gipfel übersteigen 3000 Meter, darunter mit dem Mont Clapier, der mit 3045 Metern der südlichste Dreitausender der Alpen. Im Osten des Nationalparks liegt der Mont Bégo, der von den einheimischen Hirten als heilig verehrt wurde. Hier finden mehr als 35.000 Felsritzungen, darunter Tiere, Werkzeuge und Waffen. Die Gravuren wurden wahrscheinlich von Hirten der Umgebung um 1800–1500 vor Christus geschaffen. Im Nationalpark leben Gämsen, Alpensteinböcke, Steinadler, Bartgeier, Murmeltiere, Europäische Mufflons und Auerhähne. Seit 1992 wandern Wölfe aus Italien ein. Um 2015 wurde ihre Zahl auf etwa 50 geschätzt.
Dorfidylle fern vom Trubel der Küste
Das Dorf, das sich an die ersten Erhebungen eines bewaldeten Bergrückens im Hinterland der Côte d'Azur schmiegt, gehört zu den „Les Plus Beaux Villages de France“. Es liegt 15 km nordöstlich von Draguignan; nach Nizza fährt man eine Dreiviertelstunde. Dennoch ist man hier fern vom Trubel der Küste. Der Blick schweift über die Täler im Süden, hinter denen man das Meer erahnt. Im Dorf gibt es ein kleines Museum – das Waldberghaus – das an den Künstler Max Ernst erinnert, der hier von 1964 bis zu seinem Tod 1976 gelebt hat.
Durchquerung des Canyons
Der Sentier Martel führt vom Chalet de la Maline aus tief in die Schlucht, erst langsam, dann steil in engen Kehren. Nach 50 Minuten ist man auf der Talsohle, wo der Pfad auf der rechten Seite weiterführt. Unterhalb von Felsbrocken geht es zu einer Talweitung mit Wiese. Die Tagesetappe, die auch auf dem GR4 verläuft, endet mit einer kräftigen Steigung in Maline, wo man am besten ein Taxi zum Ausgangspunkt nimmt. (hin: 11,3 Kilometer, 4:30 Stunden, auf: 400 Meter, ab: 590 Meter)
Bronzezeitliche Felsritzungen im „Tal der Wunder“
Das „Tal der Wunder“ ist bekannt für seine über 40.000 Felsritzungen, die zwischen 1800 und 1500 vor Christus entstanden sind und der Verehrung des Mont Bégo dienten. Der Berg stellte für die ligurischen Volksstämme eine Art Gottheit dar, der seinen Zorn und seine Güte in Form von Wasser und Unwettern offenbarte. Seine Verehrung war wie auch an vielen anderen Orten mit dem Stierkult verbunden. Die Hälfte der Zeichnungen stellt Rinder und Hörnersymbole dar. Abgebildete Ackergeräte wie Pflüge oder Eggen und vorgespannte Zugtiere lassen darauf schließen, dass damals Ackerbau betrieben wurde. Durch das Vallée des Merveilles führen Wanderwege; bestimmte Bereiche sind aber nur mit Führern zugänglich. Bester Ausgangspunkt ist St-Dalmas.
Voralpenstädtchen im Hinterland der Côte d'Azur
Zwischen Nizza und Antibes thront das Voralpenstädtchen Vence, das wegen seiner herrlichen Lage und seines malerischen Stadtbilds schon im 19. Jahrhundert viele Künstler angelockt hat. (...)