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04.11.2009
Frankreichreise von Hans-Henning Rathjen
Korsika in sechs Schritten
1. Centuri-Port
Die alte Mühle empfängt den Besucher mit einem zauberhaften Ambiente: Die individuelle, liebevolle Einrichtung, eine gelungene Mischung als alten Möbeln und Kunstwerken mit einzelnen modernen Designeinrichtungsgegenständen und einigen moderneren Bildern, machen das Hotel zu einem gemütlichen Gesamtkunstwerk. Aus diesem ragt dann vor allem abends die schöne große Terrasse mit Blick auf die benachbarten Dächer, den kleinen Fischerhafen aus dem mediterranen Bilderbuch und vor allem einen herrlichen Sonnenuntergang über den Dächern des Dorfes hervor. Wird das Ganze dann begleitet von einem typisch korsischen Abendessen, bei dem vor allem die fangfrischen Fische und Meeresfrüchte sowie die ausgewählte Weinkarte hervorstechen, kann die Seele baumeln.
2. Vallée de la Restonica
Wer vom Cap Corse für die Fahrt in den Süden die Route entlang der Westküste über Saint-Florent wählt, einen Abstecher über die Kirche Saint Michele bei Murato unternimmt und dann über eng(st)e Nebenstraßen direkt in Richtung Süden fährt, bekommt nicht nur einen intensiven Eindruck von Korsikas wildromantischen Norden, sondern auch eine Autofahrlektion, die dann genügt, um auf Korsika nichts Autofahrerisches mehr fürchten zu müssen.
Das Valée de la Restonica empfing zumindest uns dunkel, triefendnass und wolkenverhangen, was dem tiefen Tal zunächst einen geheimnisvollen, verwunschenen Eindruck vermittelte. Ein krasser Gegensatz zur hellen Wärme am Cap Corse, ebenso wie das Berghotel, bei dem der Gast zurückhaltend, aber freundlich und hilfsbereit empfangen wird. Es mutet auf den ersten Blick nicht wirklich schön und heimelig an, eher schattig im kühlen Talgrund, kein Platz zum Wohlfühlen für den sonnenhungrigen Mittelmeerreisenden – ein typisches Berg- und Wandererhotel. Und es liegt genau dort, wo der Wanderbegeisterte es sich wünscht, im Herzen einige der schönsten Gipfel und Bergtouren Korsikas, nah am Einstieg für zahllose Touren nach jedem Geschmack: vom wahrlich atemberaubenden Weg auf den Rotondo, zu den Bergseen Melo und Capitello bis zu eher gemütlichen Touren. Kurz: Zusammen mit der deftigen korsischen Küche im benachbarten Hotelrestaurant das richtige Hotel am richtigen Platz und – last but not least – in kürzester Distanz zu Korsikas reizvoller und untouristischer heimlicher Hauptstadt Corte, das vom quirligen studentischen Treiben lebt.
Das alles machen das Berghotel im Ergebnis zu einem nicht wegzudenkenden Reiseziel für jeden Wanderer.
3. Bonifacio
Bonifacio: Eigentlich unser erster „richtiger“ Touristenort auf Korsika. Dafür entpuppte der Ort sich als durchaus angenehm, zumal dann, wenn man sich wie wir auf der Fahrt Porto Vecchio angeschaut hat. Den Touristenlokalen haftet nichts Aufdringliches an, auf eine gewisse Art fügen sie sich angenehm in die Hafenlandschaft ein. Dazu die mächtigen Klippen mit den bis an den Rand gebauten Häusern vermitteln ein faszinierendes Bild.
In dieses scheint sich auch das Landhotel außerhalb des Ortes einzufügen. Für uns allerdings nur scheinbar. Die liebevoll angelegte Anlage macht einen fantasievollen, harmonischen und individuellen Eindruck. Die Zimmer können ihren von Außen vermuteten Reiz indes nicht voll entfalten. Das liegt zum einen an der bedrückend niedrigen Deckenhöhe der Zimmer, zum anderen an dem Umstand, dass sich die Fenster – jedenfalls in unserem Zimmer – nicht öffnen ließen. Zumindest in unserem Zimmer konnte man sich wirklich nur zum Schlafen aufhalten, dabei schwankend zwischen Schlaf in schnell verbrauchter Luft oder im kalten Hauch der Klimaanlage.
Das Restaurant überzeugt durch eine gute, fantasievolle, leicht festlandsangehauchte Küche.
4. Propriano: Grand Hotel
Die eher abschreckende Betonfassade auf der Straßenfront täuscht: Das Hotel ist in einem zauberhaft großzügigen, mediterranen, trotzdem modernen Stil gestaltet. Die großen, hellen Zimmer sind wunderbar und bieten Platz zum Atmen. Das i-Tüpfelchen des Hotels ist das erstklassige Restaurant mit seiner angenehm kühl wirkenden Designereinrichtung. Speisekarte und –zubereitung sind ebenso exzellent wie der Service perfekt ist. Wer hier meint, einmal nicht abends im Hotel essen zu wollen und stattdessen in den Ort geht, begeht einen Fehler, den wir noch heute bereuen...
5. Porto:
Porto ist sicherlich ein gute Basis für Taucher und Besucher, die die abendliche Sonnenuntergangsstimmung in der Calanche genießen wollen. Darüber hinaus erscheint der kleine, wenig stimmungsvolle Ort allenfalls für einen Stopover geeignet. Das relativ einfache Hotel fügt sich in dieses Ensemble. Die Zimmer sind sauber, das Essen klassisch korsisch rustikal und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber es zieht die Reisenden ohne Trauer weiter.
6. Pigna:
Die Ankunft in Pigna, das zwangsweise Abstellen des Fahrzeugs am Rand des Dorfes, die Suche nach dem Hotel in den engen Gässchen steigert die Neugier Schritt für Schritt. Schnell sind wir vom Charme dieses ursprünglichen, verwinkelten Dorfes mit seinen malerischen Gassen gefangen. Der aus Sicht des eher verwöhnten Reisenden erste Schreck über die Einfachheit des Hotels legt sich rasch und weicht dem Zauber dieses besonderen Hauses. Das einfache, aber geschmackvoll eingerichtete Zimmer mit Blick hinunter auf die Küste lässt uns schnell wohl fühlen. Auch hier der Höhepunkt die ausgezeichnete traditionelle Küche, wobei das Abendessen in entspannter, lockerer Atmosphäre im Hof mit weitem Blick und glühendem Sonnenuntergang zu einem unvergesslichen Erlebnis wird. Die Casa machte uns den Abschied von Korsika richtig schwer.
Fazit:
Von der Hotelseite aus betrachtet, waren für uns der Charme der alten Mühle, das luxuriöse Ambiente des Grand Hotel und die sympathische Ursprünglichkeit der Casa die Höhepunkte eines wundervollen Urlaubs auf dem Gebirge im Mittelmeer.