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14.01.2020
Indienreise von Werner und Eva Krögel
Jedes Land ist anders – aber Indien ist ganz anders!
Vom 18. November bis 4. Dezember 2019 haben wir Indien bereist. Wir waren hauptsächlich im nordindischen Bundesstaat Rajasthan unterwegs. Unsere Reise führte uns von New Delhi über Agra, nach Jaipur und Jodhpur bis nach Udaipur. Von dort ging es per Inlandsflug nach Mumbai und dann nach Europa zurück.
Erste Feststellung. Der Verlauf der Reiseroute ist von Umfulana gut gewählt worden. Der Wechsel zwischen den lärmenden Großstädten und der Ruhe in den sehr gut ausgesuchten Lodges auf dem Land hat die Reise ideal strukturiert.
Zweite Feststellung. Die hohe Anzahl der Besichtigungen, seien es die Tempel, die Forts, Grabmäler oder andere Kulturdenkmäler, gepaart mit den intensiven Eindrücken in den Altstadtzentren und beiden Besichtigungstouren auf dem Land erfordern eine hohe Aufnahmekonzentration.
Dritte Feststellung. Unser exzellenter Fahrer, dem ganz besonderes Lob gilt und die lokalen Fremdenführer haben uns nicht nur bestens informiert, sondern auch unsere Aufnahmekonzentration befördert. Der beste Fremdenführer war, unserer Meinung nach, der in Udaipur, der uns bereits beim Besuch des Ranakpur Tempels zur Verfügung stand.
Dieses erworbene Wissen erlaubt uns den Reisebericht unüblich zu gestalten. Anhand von wenigen Beispielen wollen wir unsere oben gemachte Behauptung, Indien sei ganz anders untermauern. Die Beschreibung der indischen Geschichte, der Baudenkmäler und der Reise kann man besser bei den Umfulana Reiseangeboten oder im Reiseführer nachlesen.
Indisches „Verkehrsparadoxon“. Der Verkehr ist unbeschreiblich chaotisch, nicht nur in den Großstädten. Europäische Verkehrsexperten sind sich einig, der Verkehrsfluss lässt sich besser über einen Kreisverkehr bis zu einem bestimmten Verkehrsaufkommen regeln, danach geht’s nur noch mit Ampelschaltung. In Indien dagegen hat jeder Verkehrsteilnehmer (Esels- oder Dromedars Karren, Rikscha, Motorrad, Tucktuck, Auto oder Lkw) Vorfahrt, ob beim Kreisverkehr oder beim Rechtsabbiegen. Derjenige der mit zwei Zentimeter die Nase vorne hat nimmt sich die Vorfahrt, aber er besteht nicht darauf! Unfälle oder Karambolagen gibt es so gut wie keine. Wir nennen es pseudo-wissenschaftlich das „indische Verkehrsparadoxon“.
Indien ist groß, die dortigen Baudenkmäler noch grösser. Die faszinierende Kulturgeschichte hat eines gemeinsam, alle Baudenkmäler und Tempel, auch neugebaute wie der am Rand von New Delhi sind sehr prachtvoll ausgestattet und meist mit Marmor oder mit indischem Sandstein gebaut. Der indische Sandstein ist wesentlich wetter-resistenter als der europäische. Beeindruckend ist die Größe der Baudenkmäler, fast schon überdimensioniert. Auf die Frage eines Inders, ob es in Europa auch Burgen und andere Baudenkmäler gäbe, würde ich spontan antworten: „Selbstverständlich, aber die meisten in Bonsai-Format“.
Das Zusammenleben zwischen den Religionsgemeinschaften scheint zu funktionieren, da jeder den anderen Respekt zollt. Dies wurde uns mehrfach versichert. Der Konflikt um Kaschmir sei eine Ausnahme, da politisch begründet. Trotzdem ist bei diesem Vielvölkerstaat eine gewisse Skepsis angebracht. Wie z.B. die aktuellen Ausschreitungen, wegen eines Gesetzes, das bei der Einbürgerung unter bestimmten Umständen Nicht – Muslime bevorzugt zeigen. Auch bleibt die Frage offen, was passiert wenn das Wirtschaftswachstum des bevölkerungsmäßig zweitgrößten Landes der Erde – wie derzeit – schwächer wird und die Verteilungskämpfe in der sehr jungen indischen Bevölkerung zunehmen?
Die Diskrepanz zwischen dem ländlichen, einfachen aber sehr geordnetem Leben und den Metropolen ist groß. Bei einem Besuch in einer Schule auf dem Land, die Kinder tragen Schuluniform und der Begegnung mit den freundlichen und sehr kontaktfreudigen Menschen auf dem Land, konnten wir den bescheidenen aber wohl auch ungefährdeten Wohlstand auf dem Land erleben. Indien tut viel zur Verbesserung der Infrastruktur auf dem Land.
In den Metropolen findet man zahllose Tagelöhner, die täglich hoffen auch vom ansteigenden Wohlstand der Mittelschicht durch Anbieten ihrer Hand- und Spanndienste zu profitieren. Der Mittelschicht, oft sind es Programmierer, die bei den internationalen IT – Firmen in den neugebauten Büroblöcken am Rand der Stadt Arbeit finden. Was passiert aber wenn die abertausende einfachen Programmier- Posten in spätestens in einem Jahrzehnt durch künstliche Intelligenz entfallen?
Ein stabilisierender Faktor ist auf jeden Fall die enge Familienbindung und der Hinduismus, der gebietet die Menschen und Tiere in ihrer Eigenart zu respektieren. Diese Grundeinstellung schließt allerdings den, nennen wir es mal „ausgeprägten Geschäftssinn“ der meisten Inder nicht aus. Ob dies alles ausreichen wird die bald 1,4 Mrd. Inder in eine friedliche Zukunft zu führen, muss sich zeigen.
Ein Beispiel der Familienbindung sind die meist über mehrere Tage andauernden Hochzeitsfestivitäten. Egal welcher Kaste man angehört, die gesamte Familie spart und fiebert auf diesen wichtigsten Tag im Leben hin. Auch Geldgeschenke der oft über mehrere hundert Gäste sollen sicherstellen, dass es beim Fest an nichts fehlt. Die für europäische Ohren eher an Lärm erinnernde Hochzeitsmusik, die prächtige Kleidung und die überbordende Dekoration des Hochzeitslokalität kann mit dem Wort „Bollywood“ nur annähernd beschrieben werden.
Wir trafen eine Gruppe Amerikaner, die als „Hochzeitsdelegation“ angereist war. Sicherlich nicht repräsentativ für alle Auslands-Inder, aber bezeichnend. Eine junge Inderin, hat ihr Beruf nach New York geführt. Sie hat dort einen Amerikaner kennengelernt und beabsichtigt zukünftig auch dort mit ihm zu leben. Sie hat sich aber eine traditionelle indische Hochzeit in Indien ausbedungen.
Die indische Küche ist reich an Gemüsevariationen. Als Fleisch wird in Nordindien vornehmlich Schaf- und Ziegenfleisch, sowie Geflügel serviert und natürlich auch Fisch. In etwa 40% der Inder essen vegetarisch und dies seit alters her. Die Gewürze stehen im Mittelpunkt bei allen Gerichten. Trotzdem muss man keine Angst vor der „scharfen indischen Küche“ haben. In der Tat, die Speisen, z.B. Linsen oder anderes Gemüse, sowie die Fleisch- oder Fischstücke in der Soße werden scharf bis sehr scharf gewürzt angeboten. Der Gast kann selbst entscheiden wie viel er von der scharfen Kost unter den separat servierten Reis mischt. Somit kann jeder individuell die Würze seines Gerichts bestimmen. Für sehr empfindliche Gaumen besteht noch die Möglichkeit eine Joghurt zum Daruntermischen zu bestellen.
Männliche Rinder können, im Gegensatz zu den „heiligen Kühen“, die bestenfalls gemolken werden dürfen, gemästet und für den Verzehr geschlachtet werden. Vornehmlich Muslime essen Rindfleisch. Schweinefleisch findet man auf keiner Speisekarte, obwohl frei umherlaufende Schweine in den ländlichen Raum zu sehen sind. Schweinefleisch ist verpönt. Nur die untere Kaste hält Schweine und isst Schweinefleisch. Ich als gebürtiger Franke, der sich bei jedem Besuch in der oberfränkischen Heimat in Kulmbach in der Kommunbräu auf das „Schäufele“ (kross gebratenes Schweineschulterstück) freut, kann der letztgenannten indischen Essgewohnheit natürlich wenig abgewinnen.
Umfulana – Reisen zeichnen sich durch die Auswahl abwechslungsreicher Besichtigungsobjekte aus. Keine Besichtigung wollen wir missen. Trotzdem sei der Hinweis erlaubt auf jeden Fall den Markt in Jodhpur anzuschauen. Er gilt als einer der hundert schönsten Märkte der Welt. Wir hatten den Eindruck es stimmt, auch wenn wir nicht alle der restlichen 99 Märkte gesehen haben. Und unbedingt das Observatorium in Jaipur besuchen. Es vermittelt einen faszinierenden Eindruck wie weit die Wissenschaft bereits im 18. Jahrhundert in Indien war. Denn die indische Geschichte besteht nicht nur aus der Herrschaft einzelner Dynastien, der Mogule, Maharanas und Maharadschas und der East India Company.
Und Umfulana – Reisen zeichnen sich auch durch die Auswahl kleiner und individueller Unterkünfte aus. Ein Besuch bei Freunden eben. Diese Form der Unterkünfte erleichtert den Kontakt – natürlich nur wer will – zwischen den Gästen untereinander und mit dem Gastgeber. Jeder hat etwa zu erzählen, damit wird das Bild, welches man über das bereiste Land bekommt idealerweise ergänzt.
Apropos Bilder, sie zeigen den Markt von Jodhpur mit dem Fort Mehrangarth im Hintergrund, einen Bengaltiger, den wir wirklich im Nationalpark Ranthambhore vor unsere Kamera bekommen haben und die inzwischen seltene traditionelle Herstellung von Sesamöl.
Indien, eben das ganz andere Land, in dem man in eine völlig andere Kultur eintaucht.