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26.03.2019
Südafrikareise von Kirsten
Persönlicher kann man Reisevorbereitung nicht machen
Vielen Dank für diese wunderbare Reise. Selten hatte uns eine Reise mehr berührt, mehr den Eindruck des guten Aufgehobenseins gegeben und mit einer solchen umfassend feinfühlingen Vorortkenntnis durch ein tatsächlich kompliziertes Land geführt. Persönlicher kann man Reisevorbereitung nicht machen.
Wir sind gesund und voller Eindrücke zurück aus Südafrika, aus einem aufregenden und noch immer nicht unkomplizierten Land.
5 Wochen „Querdurchsland“ Urlaub in Südafrika, einem Land, das man so unfassbar lange nicht hat bereisen können und das noch immer nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen vermag. Im Mai sind Parlamentswahlen. Sicher ist dabei nicht vieles.
Wir können es jedem nur empfehlen! Ja, die Tiere. Ja, das Wetter. Ja, die Landschaft, die sich oft mehrmals am Tag so grundlegend anders präsentiert. Uns aber begeisterte vor allem anderen der freundlich-aufrechte Gang der Frauen in diesem Land. Sie schienen nicht viel zu zählen auf ihre Männer. Sie pflegten einen schwesterlichen Umgang, in den meine Frau ohne Umschweife eingebunden zu sein schien. Nicht kämpferisch gegen Männer positionierten sie sich, sondern mit einem verständnisvollen Lächeln nahmen sie auch gern einmal die Männer wahr: Sie ändern die Welt nicht, sind eben Männer und natürlich gehören sie auch dazu. Irgendwie. Aber nicht als Wesentliches. So zumindest erschien uns ihre verbindlich-unverbindliche Botschaft.
Und dann noch immer die Hautfarbe. Nicht formell, aber in dem was man tut und wie man es tut kommt offenbar alles noch immer aus einer Welt der unterschiedlichen Herkünfte. Was wäre wohl aus allem geworden, wenn es diesen einen Nelson Mandela nicht, oder nicht so unbeirrbar gegeben hätte? Eine Mutter im SOS-Kinderdorf sagte einfach, als sie auf ihr Mandelafoto an der Wand über dem großen Esstisch zeigte: Unsere Ikone. Ikone hat sie gesagt.
Und dann diese unsäglichen Unterschiede zwischen Arm und Reich. Hütten neben prunkvoller reicher Geschmacklosigkeit. Wir als Touristen lebten in umwerfenden Unterkünften und hatten das Glück, von einem 70-jährigen Farmer-Ehepaar zum Apfelkuchen essen eingeladen zu werden. Missionarsschulen zeigten uns, was Sie für „deutsch“ halten und konnten mit der Frage, wie Sie sich denn in Zeiten der deutschen Teilung zu ihrem abstrakten Deutschland der Verklärung verhalten haben, nicht einmal etwas anfangen.
5 Wochen Auseinandersetzung und dann immer auch Urlaub und dann natürlich auch einfach die Freude an den Giraffen, die sich gelassen und mit leicht hanseatischer Eleganz durch die blattstarken Bäume bewegten. Wir hatten das Glück, den Cape Town Youth Chor in der Universität Stellenbosch das Agnus Dei von Krzysztof Penderecki singen zu hören. Mehr Musik geht nicht.
Wir konnten einen Zulu-Kindergarten besuchen, die immerhin 7 Rand pro Kind und Monat (kaum 50 Cent) an staatlichen Zuschüssen bekommt. Da musste eben ein Stück des Spielplatzes zum Gemüsegarten werden, damit das Mittagessen leckerer und nährreicher wird. Bildung ist aller Anfang Anfang.
5 Wochen haben wir in unzähligen Tonmitschnitten den ‚Sound of Africa’ einzufangen versucht. Regentropfen, Vogelgezwitscher und Flusspferdeschmatzen. Den schlurfenden Gang des Sandwichman, das Stirnrunzeln der Frösche und die unendliche Stille des Grases von Swaziland. Schließlich das Entzünden einer Kerze in St. George's Cathedral von Bischof Tutu. Kapstadt ist endlich frei und Tutu noch immer da. Gefunden haben wir den Klang dann schließlich aber im Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA): Afrika klingt, das haben wir festgestellt, im Modus der Prozession. Prozession ist Bewegung und Verharren in einem. In einem Videokunstwerk hat William Kentridge diesen tiefsten Klang der afrikanischen Prozession eingefangen und im MOCAA hörsehbar gemacht. Nach fünf Wochen emsigen Suchens haben wir diesen Klang Afrikas gefunden. Einen zumindest, der zur Prozession geworden ist. Oder sind es die Prozessionen, die zu einem Klang geworden sind?
Wir sind voll mit Eindrücken und freuen uns einfach auch, dass wir so etwas miteinander erfahren, hören und besprechen konnten. Reisen ist wichtig!
Zu den Unterkünften: Wirklich alle waren sehr sehr gut. Die Unterkunft in Komatipoort war die schlechteste, allerdings waren das ja auch bittere Umstände, in denen die Betreiber einen wirklich netten Service hingelegt haben. Alle anderen Unterkünfte bekommen 5 Sterne.