
Senkrechte Felswände, schwindelerregende Blicke: Einst war der Caminito del Rey einer der gefährlichsten Klettersteige der Welt. Heute kann ihn jeder gehen, vorausgesetzt, man hält den Blick nach unten aus …
Der Guadalhorce entspringt am Gebirgspass der Alazores, durchquert eine Ebene und donnert dann durch eine wilde Schlucht, die er in Millionen von Jahren gegraben hat. Um die herabstürzenden Wassermassen zu nutzen, wurde 1905 ein Wasserkraftwerk errichtet. Der Zugang zur Baustelle verlangte den Arbeitern Todesmut ab: der Desfiladero de los Gaitanes (Hohlweg der Geier) führte auf Planken in halber Höhe an der 200 Meter hohen Steilwand entlang. Nach und nach wurde er befestigt: Zur Einweihung kam König Alfonso XIII. und überschritt die Brücke. So kam der Weg zu seinem heutigen Namen: Caminito del Rey (Königspfad). Die Bewohner der Nachbardörfer nutzten fortan den Weg tagtäglich – die Kinder als Schulweg, die Männer zur Arbeitsstätte, die Frauen bei Einkäufen. Nachts war der Caminito beleuchtet, Reste der Laternen sind noch heute zu finden.
Später verfiel der Weg. Steine bröckelten. Betonplatten lösten sich aus der Fassung. Nackte Stahlträger wackelten bedenklich in der Halterung. Schließlich stürzten vier Menschen in den Tod. Daraufhin wurde der Weg gesperrt.
2015 wurde der Caminito del Rey nach aufwändiger Restaurierung neu eröffnet. Vier Kilometer ist er heute lang. Die Kosten beliefen sich auf acht Millionen Euro. Der neue, gesicherte Wanderweg verläuft oberhalb des alten Steges. Ohne Klettergeschirr spaziert man gemütlich über Glas und Bohlen. Die Zahl der Besucher ist zunächst auf 600 pro Tag beschränkt.

Für die knapp acht Kilometer vom Dorf El Chorro aus benötigt man vier bis fünf Stunden. Anmeldung unter https://www.caminitodelrey.info/. Wer den Weg gehen möchte, kann das im Rahmen eines Tagesausflugs von Malaga oder von Ronda aus tun. Am besten im Rahmen einer Rundreise durch Andalusien.
Unser Übernachtungstipp
Auf den Ruinen einer alten Olivenmühle

Auf einem Hügel nicht weit vom Caminito del Rey entfernt drehten sich im 18. Jahrhundert die Flügel einer Olivenmühle, deren Ruinen heute noch zu sehen sind. Wo früher Olivenöl produziert wurde, kann man heute in einem der schönsten Boutique-Hotels Andalusiens residieren. Die Aussicht auf Ronda und die Sierra de Grazalema ist kaum zu überbieten. Alle Zimmer des kleinen Luxushotels haben einen eigenen Garten oder eine Terrasse – viele auch einen offenen Kamin.
Das auf mediterrane Gerichte spezialisierte Restaurant bietet eine täglich wechselnde Auswahl an frisch zubereiteten Speisen. Die Bio-Produkte kommen aus eigenem Anbau. Ronda, eines der schönsten andalusischen Dörfer, ist zehn Autominuten entfernt; der Caminito del Rey etwas weiter. Gäste können die Tage auch am Schwimmbad – dem Motto des Hauses entsprechend – mit Nichtstun verbringen.
El Torcal
Wandern durch eine wilde Karstlandschaft

Wem der Caminito noch nicht reicht, findet im nahegelegenen El Torcal ein Eldorado für Wanderer. Etwa zehn Kilometer südlich von Antequera liegt der über 1.000 Hektar große Naturpark, der eine der bedeutendsten Landschaften Spaniens schützt und Geologen und Botaniker gleichermaßen anzieht. In vielen Jahrtausenden ist eine wild zerklüftete Karstlandschaft entstanden, durch die ein 45-minütiger Wanderweg führt.
Die musikalische Kostprobe
RockAndaluz
Nur wenige Kilometer vom Caminito del Rey entfernt liegt Moron de la Frontera, wo die US-Armee einen GI-Stützpunkt unterhielt. Dort kam es in den 1970iger Jahren zu einer denkwürdigen Begegnung von amerikanischen Rockmusikern und spanischen Flamenco-Künstlern, aus der eine neue Musikrichtung hervorging: der RockAndaluz. Mystische Klänge, maurische Tonalität und Flamenco-Gitarre werden mit der Power des Schlagzeugs und der Ausdruckskraft der E-Gitarre kombiniert. Hier eine Kostprobe der Gruppe Medina Azahara, die heute noch musikalisch aktiv sind: