
Bei einem Hamam handelt es sich um ein traditionelles orientalisches Dampfbad, in dem die körperliche Reinigung nach einem festen Ritual erfolgt. Der Name leitet sich von dem arabischen Wort „hamma“ ab, das übersetzt so viel bedeutet wie „erhitzen“. Seit Jahrhunderten hat das Hamam einen festen Platz in der marokkanischen Kultur – als Ort der Reinigung, aber auch der Entspannung und des Austauschs.

Hervorgegangen ist das Hamam aus der Tradition der römischen Badehäuser – jedoch hat sich im Orient eine ganz eigene Form ausgebildet, die eng mit dem Reinlichkeitsgebot des Islams verknüpft ist. Meistens liegt das Hamam in der Nähe einer Moschee, sodass dort auch die Reinigung vor dem Gebet erfolgen kann. Bevor im 20. Jahrhundert die Haushalte großflächig Zugang zu fließendem Wasser erhielten und in diesem Zuge mit privaten Badezimmern ausgestattet wurden, war das Hamam somit der zentrale Ort für die ausgiebige Körperpflege. Dank der wohltuenden Wirkung auf die Gesundheit sowie der Bedeutung als gesellschaftlicher Treffpunkt haben die öffentlichen Badehäuser jedoch auch heute noch Bestand.
Der Zutritt erfolgt seit jeher getrennt nach Geschlecht. So werden Männer und Frauen räumlich oder durch unterschiedlich festgelegte Öffnungszeiten separiert. Neben den meist eher einfacheren Hamams, die vornehmlich von den Locals besucht werden, gibt es heute auch einige gehobenere Bäder, deren Angebot sich vor allem an Touristen wendet. Hier leiten Hamammeisterinnen und -meister Schritt für Schritt durch das traditionelle Badezeremoniell, das manchmal auch mit weiteren Wellness-Anwendungen ergänzt werden kann. In einem privaten Hamam ist der Besuch für Paare unterschiedlichen Geschlechtes in der Regel auch gemeinsam möglich. Die Kleiderordnung ist für Männer prinzipiell etwas strenger als für Frauen. Während Frauen mit Unterwäsche, in Bikini oder manchmal auch nackt baden dürfen, wird von Männern erwartet, dass die Lendengegend stets bedeckt ist – durch eine Badehose oder das um die Hüfte geschlungene Hamamtuch.

Anders als in den römischen Vorbildern gibt es meist keine großen Badebecken. Stattdessen wird das Wasser mit Eimern oder Wasserhähnen geschöpft und über den Körper gegossen. Dabei besteht die traditionelle Badezeremonie aus mehreren Schritten.
Nachdem man in der Umkleide alles gemäß der Kleidervorschriften abgelegt hat, wäscht man zunächst Staub und Schweiß mit klarem Wasser vom Körper ab.
Danach wird ein runder, überkuppelter Raum betreten, dessen Temperatur zwischen 40 und 50 °C liegt. Ein dezenter Lichteinfall sorgt für eine ruhige Atmosphäre, in der man es sich auf einer beheizten, steinernen Bank bequem macht und die heiße Luft einatmet, während sich der Körper akklimatisiert und die Poren langsam durch den Dampf geöffnet werden. Durch das Schwitzen werden Giftstoffe aus dem Körper gespült, außerdem sorgt die Hitze für eine Erweiterung der Gefäße und regt dadurch den Kreislauf an.
Nach einigen Minuten wird der Körper dann vom Personal des Badehauses mit warmem Wasser abgewaschen und von oben bis unten mit einer schwarzen Olivenölseife, der Savon Beldi, eingeseift, die schließlich mit einem rauen Handschuh aus Ziegenhaar oder Kokosfasern wieder akribisch abgeschrubbt wird. Dabei werden möglichst viele abgestorbene Hautzellen runtergerieben – was sich zunächst auch etwas unangenehm anfühlen kann. Zugleich wird die Durchblutung des Bindegewebes angeregt. Belohnt wird man mit einer zarten und strahlenden Haut.
Als letzter Schritt folgt eine weitere Reinigung mit Ghassoul, einer mineralhaltigen Tonerde, bei der nun auch die Haare gewaschen werden. Mehrfach werden dabei Eimer mit warmem Wasser über dem Kopf und dem Körper entleert. Nach dem Badezeremoniell kann oft noch eine Ganzkörpermassage genossen werden.
Zum Abschluss des Besuchs wird dann süßes Gebäck und eine heiße Tasse Minztee gereicht, bei der die Rückkehr in die alltägliche Welt ganz sanft erfolgen kann.

Wer auf einer Marokko Reise die Chance nutzen und ein Hamam besuchen möchte, findet besonders in den Städten eine große Auswahl. Nach Angaben der Moroccan National Federation of the Associations of Owners and Operators of Traditional Hammāms werden im Land rund 5000 solcher Bäder betrieben.
Wir empfehlen einen Besuch im Hamam Rosa Bonheur oder im Mythic Oriental Spa, die sich beide in Marrakesch befinden.