
Oregon Roadtrip: Ein faszinierender Bundesstaat
Beeindruckende Küsten, majestätische Wälder und pulsierende Städte
Wenn es darum geht, eine Reise durch die USA zu planen, steht Oregon bei den meisten Reisenden nicht unbedingt ganz oben auf der Bucket List. Tatsächlich wird der Staat im pazifischen Nordwesten noch immer eher als Geheimtipp gehandelt. Dabei kommen gerade Naturfreunde auf ihre Kosten. Ausgehend vom Columbia River im Norden, der die natürliche Grenze zum benachbarten Washington bildet, präsentiert sich auf einer Fläche von rund 255.000 Quadratkilometern eine spektakuläre landschaftliche Vielfalt. Parallel zur rauen Küste verläuft das Kaskadengebirge, wo erloschene Vulkane mit ihren schneebedeckten Gipfeln eine monumentale Kulisse bilden, in deren Schatten sich tiefe Wälder und malerische Weinberge erstrecken.
Die Küste
Der Abschnitt des Highway 101 zwischen Astoria und Brookings, der auch den Namen Pacific Coast Scenic Byway trägt, schlängelt sich auf über 360 Meilen entlang der Küstenlinie Oregons und lädt zu einem Roadtrip der Extraklasse ein. Zerklüftete Felsformationen wechseln sich mit riesigen Sanddünen, fruchtbaren Marschlandschaften und grünen Fichtenwäldern ab. Dazwischen erheben sich Leuchttürme und beschauliche Fischerörtchen. Beinahe jede Kurve eröffnet ein neues Postkartenidyll, das auf Fotos festgehalten werden will.

Das Beste daran: Dank des 1967 verabschiedeten sogenannten „Beach Bill“ ist es in Oregon gesetzlich festgeschrieben, dass die Küste für jeden frei zugänglich sein muss – man spricht daher gemeinhin auch von der „People’s Coast of Oregon“. So kann man jederzeit eine kleine Rast am Wegesrand einlegen, vielleicht in einer einsamen Bucht, um die Füße in den Sand zu stecken und zu beobachten, wie die Brandung auf den Strand spült. Ein besonders schönes Schauspiel zeigt sich, wenn der Nebel am Abend vom Meer aus über das Land zieht und die Küstenwälder in einen beinahe mythisch anmutenden Schleier hüllt.

Zum besonderen Charme der Küste gehört auch die Chance auf Walsichtungen. Im Winter ziehen tausende Grauwale auf ihrem Weg von den eisigen Gewässern Alaskas in die warmen Gefilde vor Mexiko an der Oregon Coast vorbei. Die Frühjahrswanderung, die die Tiere dann wieder zurück führt, beginnt im März und endet im Juni, wenn die Mütter mit ihren Jungen als letzte Nachzügler den langen Weg nordwärts antreten. Als Oregons "Whale Watching Capital" gilt das Örtchen Depoe Bay. Neben einem Besucherzentrum, das sich den imposanten Meeressäugern widmet, findet man hier auch verschiedene Aussichtspunkte sowie Anbieter für Bootstouren.

Das Hinterland
Aber auch abseits der Küste gibt es ganz besondere Landschaften zu entdecken. Im Süden bietet der Crater Lake National Park, einer der ältesten des Landes, einen landschaftlichen Superlativ in Indigoblau. In der Caldera des Mount Mazama hat kristallklares Regen- und Schmelzwasser im Laufe tausender Jahre den tiefsten See der USA geschaffen. Bis zu 2.148 Fuß misst man von seiner Oberfläche bis zum Grund. Auf rund elf Meilen verläuft eine Straße einmal um den gesamten Krater. Zum Ufer des Sees kann man an der Nordseite über den Cleetwood Cove Trail, einen kurzen aber steilen Fußweg, hinabsteigen.

Schöne Gelegenheiten zum Fotografieren findet man, wenn man auf den kleinen Parkplätzen rundum Halt macht. Und nicht nur der See macht sich toll vor der Kamera. Auch die niedlichen Streifenhörnchen, die vorbeikommende Reisende oft neugierig beäugen, geben ein wunderbares Motiv ab.

Im Norden ragt der Mount Hood, als ein Wahrzeichen des Pazifischen Nordwestens, etwa 11.249 Fuß in die Höhe. Damit handelt es sich bei dem schlafenden Vulkan um den höchsten Gipfel Oregons. Die Bergwelt hält für leidenschaftliche Wanderer urwüchsige Pinienwälder und blühende Almwiesen bereit. Besonders beliebt für Tageswanderungen sind aufgrund ihrer guten Zugänglichkeit die vielen Lake Trails.

Cineasten sollten in jedem Fall einen Ausflug an die Südflanke des Mount Hood unternehmen. Denn hier wurde in den 1930er Jahren die Timberline Lodge erbaut, die als eine Kulisse für Stanley Kubricks The Shining diente.

Portland und das Willamette Valley
Rund 50 Meilen nordwestlich des Mount Hood liegt Portland – mit mehr als 650.000 Einwohnern die größte Stadt Oregons und sein kulturelles Zentrum. Die quirlige Metropole gilt unter anderem aufgrund ihres lebendigen Kunst- und Kulturbetriebs als eine der hippsten, liberalsten und grünsten Städte Nordamerikas – trotz einer bewegten Geschichte. Dass viele seiner Einwohner bereit sind, für ihre Überzeugungen auf die Straße zu gehen, zeigte sich 2020, als Portland zu einer Protesthochburg der Black Lives Matter Bewegung wurde. So ist es kein Wunder, dass man sich auch in den Galerien und Museen der Stadt immer wieder der Dynamik von Kunst und Politik widmet.

In kulinarischer Hinsicht hat Portland einige Besonderheiten zu bieten – dabei sind Foodtrucks zu einem festen Teil des Stadtbilds geworden. Bunt bemalt bieten sie die verschiedensten Leckereien. Vom klassischen Käsetoast über Grillspezialitäten und Sushi zu veganem Soul Food ist für jeden Geschmack etwas dabei. Aus einem kreativen Trend ist hier längst eine neue urbane Lebensart geworden. Mittlerweile gibt es hunderte von Foodtrucks in der Stadt. Eine weitere Besonderheit der Gastroszene ist die Dichte der Brauereien, die nirgendwo in den USA höher ist. Zahlreiche kleine Betriebe haben sich aus Liebe zum Handwerk der Herstellung ihres eigenen Craft-Beers verschrieben.
Wer stattdessen einen guten Wein vorzieht, wird im Umland von Portland fündig. Im Willamette Valley, das vom Kaskadengebirge und der Oregon Coast Range eingerahmt wird und sich von Portland bis Eugene erstreckt, haben fruchtbare Böden und ein mildes Klima ideale Bedingungen für den Weinbau geschaffen, der seit den 1960er Jahren in der Region betrieben wird. Besonders bekannt ist es für seinen Pinot Noir. Eine gute Möglichkeit, die schöne Landschaft zu genießen, bietet der Willamette Valley Scenic Bikeway, ein 134 Meilen langer Radweg durch das Tal.
