
Als ich zu dieser Reise aufbrach – lediglich gut vorbereitet in punkto Unterkunftsbuchungen – waren folgende Gedanken meine Begleiter: Wie in aller Welt Namen kann man diese Sprache soweit nutzen, dass man nach dem Weg fragen kann? Was ist dran an den Vorurteilen hinsichtlich Autodiebstahl und maroder Straßen? Wie verschlossen sind die Polen, wenn eine Deutsche daherkommt?
Also, eigentlich habe ich direkt am ersten Tag so ziemlich alle Besorgnis beiseite geschoben. Angefangen bei den Straßen: größere Landstraßen (gelb) sind größtenteils in einem besseren Zustand als bei uns im Bergischen Land, allerdings sind die Fernstraßen (rot) stellenweise aufgrund ständiger Tempowechsel, Zebrastreifen und heftigen Spurrillen schon recht anstrengend zu befahren. Daher haben wir diese auch im weiteren Verlauf unserer Reise tunlichst vermieden und besonders auf ausgewiesene Panorama – oder Tourismusstraßen geachtet, was sich sehr gelohnt hat.

Was uns bisher überall beeindruckt hat, ist die offensichtlich ehrlich gemeinte Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Polen, in der Mehrzahl junge Menschen, die sehr offen und zielstrebig erscheinen. Lag es an unseren Besuchen von gleich drei Unistädten zu Beginn der Reise, dass dieser Eindruck entstand? Auf sprachliche Schwierigkeiten sind wir jedenfalls nur selten gestoßen, meist auf dem Land an Tankstellen, in Läden aber auch in touristischen Regionen wie Kazimierz Dolny, wo ganz offensichtlich nur Polen oder vielleicht noch Russen Urlaub machen – bis jetzt! Polens Städte – wir haben Poznan, Torun, Krakow und Warszawa gesehen – haben eine Vielzahl an gut erhaltenen bzw. aufwändig restaurierten historischen Gebäuden zu bieten, wie ich sie noch nirgendwo sah. Habe ich schon erwähnt, dass hierzulande ganz offensichtlich ein Faible für Straßenschilder vorherrscht? Schön wäre noch, man könne als Ausländer die Anweisungen verstehen, die dort umfangreich angeschlagen stehen (PARKING ist verständlich, die folgenden 6 polnischen Sätze mehr als Böhmische Dörfer) ;-).

Polen hat so viel zu bieten! Rein landschaftlich haben wir neben ausgedehnten, landschaftlich genutzten Flächen mit Weiden und Feldern voller Raps in schönster Blüte große Waldstücke gesehen. Direkt südlich der Stadtgrenze von Krakau beginnt sich das Land weich zu wellen, die Wälder werden größer. Holzverarbeitung kommt hinzu. Viele Häuser weisen hier eine ganz eigene Bauweise auf und erinnern ein wenig an Schwarzwaldhäuser in hoch und schmal, sehr typisch sind die spitzen Dachformen. Später erfahren wir, dass dies eine Vorschrift für die Regionen der Tatra und scheinbar auch für die Vorläufer ist, damit der Schnee im Winter vom Dach rutschen kann und keine Einsturzgefahr besteht. Die Dachpfannen bestehen zudem nicht aus Ziegel, sondern aus Holz oder Metall.Je weiter wir fahren, desto mehr Holzhäuser mischen sich darunter – willkommen in der Tatra!


Schon auf halber Strecke gen Süden von Krakau nach Zakopane sehen wir Berghänge bzw. Gipfel mit Schneeresten, tolle Ausblicke bieten sich auf der genutzten Panoramastraße. Ein gutes Stück sind wir nun weiter gekommen, haben die Tatra und unsere traumhafte Unterkunft dort schweren Herzens wieder verlassen und eine weitere schöne, aber für unsere Kunden zu weite Panoramastrecke nach Kazimierz Dolny gefunden. In Kazimierz Dolny ist der internationale Tourismus scheinbar noch nicht angekommen, wohl aber ganz offensichtlich der nationale. Zum ersten Mal stießen wir auf echte sprachliche Engpässe. Die Servicekräfte sprechen nur schlechtes oder auch gar kein Englisch, doch zum Glück findet sich immer jemand, der mit uns reden kann. Der Standard der Häuser in Polen ist recht schwierig - vieles hat Potential, wird aber anscheinend nicht ausreichend gepflegt. Ein 4* Hotel wird locker von einer einfachen Pension in den Schatten gestellt. Es zeigt sich einmal mehr, dass es wichtig ist, einen eigenen Eindruck der Häuser und lokalen Begebenheiten zu bekommen, bevor wir unsere Kunden auf Reisen schicken. Mittlerweile häufen sich die Ideen in unseren Köpfen, wie wir Polen „erklären“ können. Die Desorientiertheit am 8. Morgen nimmt auch zu, da die Eindrücke, die wir bisher gewonnen haben, bereits für vier volle Wochen reichen würden. Wir helfen uns mit einer Abwandlung des Kinderspiels „Ich packe meinen Koffer …“ und fügen jeden Morgen eine weitere Station und stichwortartige Besonderheiten hinzu. Weiter ging‘s nach Warszawa, der Hauptstadt des Landes! Wir trafen dort genau zur “Nacht der Museen” ein und ich glaube, an dieser Stelle könnten unsere Fotos mehr darüber aussagen, was wir innerhalb von wenigen Stunden erlebten, als es Worte können. Unser Fazit lautet: eine tolle Stadt, viel zu sehen und nicht übermäßig touristisch!

Danach tauchten wir Stück für Stück ins Ermland und die Masurische Seenplatte ein. Sanft gewelltes Land, von Schilf umrandete Seen, Rapsfelder, Wiesen und Wälder und jede Menge Storchennester! Die Masuren haben optisch einige Ähnlichkeit mit Schweden bzw. Skandinavien allgemein und neben der Natur auch viele historische Sehenswürdigkeiten und eine Menge Aktivitäten zu bieten. Die Dörfer, durch die wir fahren, haben alle ihren eigenen Charakter: die Häuser sind klein und einfach, aber meist inmitten eines Blumen – und Gemüsegartens, Hühner gehören zur Grundausstattung dazu und der Hofhund (unangeleint meist) fehlt auch nicht. An mancher Stelle sieht man ältere und jüngere Menschen gleichermaßen mit traditionellen und einfachen Methoden ihre Felder bearbeiten, große landwirtschaftliche Maschinen gibt es sicherlich auch, aber diese haben wir nicht gesehen. So überrascht es uns nicht, als wir den ersten Eselskarren überholen müssen. Wir besichtigten eine mittelalterliche Burg (Zamek Reszel), zum Hotel umgebaut: sehr speziell, aber mit viel „Ritterfeeling“ und uriger Atmosphäre. Auch ein kurzer einstündiger Besuch der Wolfsschanze stand mit auf unserem Programm. Eine Sehenswürdigkeit bzw. ein Erlebnis für geschichtlich und militärisch Interessierte ist es sicherlich, mich allerdings bedrückte die Atmosphäre dort sehr.

Nach einer erholsamen Nacht in unserer Unterkunft am Laschmiedensee (Nähe Elk) machten wir uns wieder auf den Weg und lernten die Weitläufigkeit der Masurischen Seenplatte sowie noch weitere schöne Unterkünfte und ihre u.a. auch deutschsprachigen Gastgeber kennen. Über die Ortschaften Kadyny und Tolkmicko, wo wir Unterkünfte im hier typischen Backsteinstil am Haff kennenlernten, fuhren wir in den Abend hinein auf das Frische Haff hinaus, wo uns – fast am Ende des polnischen Bodens – unsere Unterkunft für die Nacht erwartete. Morgens beim Frühstück konnten wir eine friedlich flanierende Wildschweinfamilie beobachten und machten vor der Weiterfahrt noch einen kleinen Spaziergang durch ein Wäldchen zum einsamen Sandstrand, begleitet von Seeadlern im Geäst. Ein wunderbarer Moment, um einmal durchzuatmen.

Weiter ging es um Danzig herum, welches wir auf dieser Reise vernachlässigen mussten, und über küstennahe Straßen mit viel Verkehr und dem ein oder anderen Hindernis bis nach Deutsch-Rügenwalde, auf Polnisch: Darlowo, wo wir im historischen Gasthaus bei Emilia und John Quartier bezogen. Bei einem fantastischen Abendessen in Gesellschaft der Gastgeber lernen wir wieder eine Menge über das Land und unsere Gastgeber selbst. Am nächsten Tag machen wir uns dann nach einem stärkenden Frühstück und einem kurzen Abstecher ans Meer (2 km entfernt) auf den Weg zu unserer letzten Station dieser langen, ereignisreichen Dienstreise: nach Wollin. Hier verbringen wir zum Abschluss der Reise noch zwei Nächte in unserer gediegenen, ruhigen Unterkunft, nur wenige Meter von der langen Promenade und dem weitläufigen Strand entfernt. Eine wunderbare Station für den Abschluss, zum Resumee Ziehen und Durchschnaufen, in der Hochsaison sicherlich wie überall entlang der Ostseeküste unweigerlich lebhaft und bevölkert, was aber aufgrund der wunderbaren Strandlage einfach nicht zu verhindern ist.

Nach 15 Tagen einmal „ganz“ durch Polen sind wir mit vielen tollen Eindrücken und Ideen für unsere Reisevorschläge zurückgekehrt und haben unsere Erkenntnisse direkt in Reiseideen und wichtige sowie hilfreiche Tipps für unsere Kunden verarbeitet, sehen Sie selbst: Individuelle Polen Rundreisen