Reiseplanung starten
Eine Pergola aus Backsteinen mit roten und grünen Blättern
©Barbara Harbecke
Baltikum

Lettland – die goldene Mitte des Baltikums
Barbara Harbecke unterwegs für Umfulana

Zu dieser „kleinen“ Dienstreise machte ich mich ausnahmsweise alleine auf den Weg. Die Baltischen Staaten erfreuen sich zunehmend dem Interesse unserer Kunden, so dass der Plan ist, unser Angebot weiter auszubauen, bestehende Kontakte zu festigen und ggf. auch noch Neues zu entdecken.

©Barbara Harbecke
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Und so landete ich nach einem unkomplizierten Flug mit Ryanair am Abend in Riga und nach einer kurzen Taxifahrt ins Zentrum, erreichte ich mein Übernachtungsziel für die ersten beiden Nächte. Das Altstadthotel Hotel Justus liegt ideal, um den kleinen, feinen Altstadtkern Rigas zu Fuss zu erkunden und nach einer ruhigen Nacht und einem guten Frühstück machte ich mich auf zur Erkundungstour. Hierbei standen sowohl die Hauptsehenswürdigkeiten wie die St. Peter Kathedrale inkl. Turmbesteigung, der Dom von Riga, der Pulverturm und das Schwedische Tor, die Three Brothers und natürlich auch unsere anderen Stammhäuser in der Altstadt, auf dem Programm.

©Barbara Harbecke
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Ein echtes Highlight fand ich auf der Suche nach einem Platz zum Ausruhen bei einer guten Tasse Kaffee: Cafe Parunasim, „the most romantic & hidden cafe in Old Town Riga“ … das stimmt! Nach einem guten Kaffee und einem köstlichen Stück Blaubeer Tarte machte ich mich wieder auf den Weg.

Mein Ziel war das andere Ufer der Düna, an der das Viertel Kalnciema Kvartals mit seinen größtenteils gut erhaltenen Holzhäusern liegt. Leider war der Fußweg dorthin nicht der schönste, so dass ich etwas weniger Freude an diesem Teil des Ausflugs hatte. Das Viertel ist bekannt für seine Märkte und Open-Air-Kinonächte, aber als ich dort war, war es eher unspektakulär.

©Barbara Harbecke
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Durch den langen Fußweg hatte ich mich wieder hungrig gelaufen und kehrte zum Dinner im Restaurant Zila govs – „Blaue Kuh“ ein. Am nächsten Morgen in Riga habe ich die Hotelzustellung von Europcar ausprobiert und kann diese nur empfehlen, unkomplizierter und entspannter geht es nicht! Nach wenigen Minuten und einer Unterschrift sowie Schlüsselübergabe in der Hotellobby konnte ich meinen Ausflug nach Jurmala starten. In meinem flitzigen Ford Fiesta machte ich mich also auf den Weg in das älteste Seebad Lettlands, welches wegen seiner Vielzahl an gut erhaltenen Jugendstilgebäude – vornehmlich aus Holz – und seines breiten, kilometerlangen Sandstrands berühmt ist.

Strand von Jurmala – ©Barbara Harbecke
Strand von Jurmala – ©Barbara Harbecke

Nach einem gemütlichen Rundgang im Ort und am Strand machte ich mich wieder auf den Weg. Die Überlegung, ob man hier in Jurmala nicht doch eine Unterkunft aufnehmen sollte, auch wenn Baustil & Art der Hotels am Strand so gar nicht zu unserer Idee der kleinen, netten und möglichst ausgefallenen (Boutique) Hotels entsprechen, begleitete mich auf meiner Fahrt entlang der Küste gen Nordwesten, Richtung Kap Kolka.

Zeugen vergangener Zeit – ©Barbara Harbecke
Zeugen vergangener Zeit – ©Barbara Harbecke

Leider sollte ich dieses nicht erreichen, da die Strecke zu dem Zeitpunkt eine einzige lange Baustelle war und ich nicht vorankam, wie im Zeitplan vorgesehen. Immerhin ist es mir aber gelungen, einen Fotospot, den ich vorher durch Zufall in Google Maps entdeckt hatte, zu finden und mir dort ein wenig die Beine zu vertreten, bevor ich Richtung Kuldiga abdrehte und das Kap wieder auf meine “Must see” - Liste für spätere Reisen setzte. Pünktlich zum köstlichen Abendessen erreichte ich unsere Perle unter den Unterkünften, den Gutshof von Kuksu mit seinem deutschstämmigen Besitzer, Gastgeber, Sternekoch und Geschichtenerzähler Daniel Jahn. Nach einer guten Nacht in himmlischer Ruhe und bewacht von all den historischen Persönlichkeiten, die auf diversen Ölgemälden wohlwollend auf die Schlafenden blicken, sowie einem wieder einmal köstlichen Frühstück, ging es auf einen Rundgang mit Daniel, welcher bildreich vom Werdegang des Hofes erzählte. Es lohnt sich, einen Blick in die ausliegenden Fotoordner zu werfen, man kann sich kaum vorstellen, wie aus dieser Ruine dieses Kleinod werden konnte. Die gesamte Ausstattung des Hauses ist eine Kunst- und Antiquitätensammlung, die Räume, an deren Wände man bei den Restaurierungsarbeiten unter zig Schichten alter Tapeten und Farben Reste von Wandmalereien fand, die dann so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt wurden, atmen Geschichte und alles ist zugänglich, keine Absperrbänder wie in Museen, selbst die Haustür steht immer offen. Jeder ist willkommen und wird vom gemütlichen und freundlichen Hofhund empfangen.

Gutshof von Kuldiga – ©Barbara Harbecke
Gutshof von Kuldiga – ©Barbara Harbecke
Seerosenteich – eine Oase der Stille – ©Barbara Harbecke
Seerosenteich – eine Oase der Stille – ©Barbara Harbecke

Was ich an dieser Stelle schon erwähnen möchte: auch wenn man vorher schon wusste, dass alle Nebenstraßen Schotterpisten sind, ist es etwas anderes, 50% der Strecken auf solchen Straßen zu fahren. Wer schon einmal in Namibia mit dem Auto unterwegs war, kann sich vorstellen, wovon ich spreche. Mein Fazit war sofort, dass ich Autos mit mehr Bodenfreiheit und/ oder SUVs für solche Touren anbiete, die in die Nationalparks in Lettland führen, denn nach einem Tag auf diesen Straßen merkte ich jeden einzelnen Knochen im Körper. Mit dem richtigen Fahrzeug und dem Wissen über das entschleunigte Vorwärtskommen gleicht es einem kleinen Abenteuer, welches seinen ganz eigenen Reiz hat und uns tief hinein in die naturbelassenen Landschaften bringt.

Typische Landstraße in der Kurischen Schweiz – ©Barbara Harbecke
Typische Landstraße in der Kurischen Schweiz – ©Barbara Harbecke

Nach einem schönen Morgenspaziergang inkl. Besichtigung des Gutshofes und seiner Zimmer fiel der Abschied schwer. Hier ist es ohne Schwierigkeiten möglich, ganz schnell und nachhaltig abzuschalten.

©Barbara Harbecke
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Für mich ging es nun weiter Richtung Gauja Nationalpark, erst zum Schloss von Birini. Nach Schloss & Hotelgebäudebesichtigung und einem kleinen Rundgang auf dem weitläufigen Gelände mit hübschem Cafe in der alten Mühle und Ställen ging es nach etwa zwei Stunden Aufenthalt weiter nach Karli, meiner Übernachtungsstätte für die kommenden zwei Nächte. Hier, im Country House Hotel von Baiba und Jonas, wurde ich wieder sehr herzlich und persönlich empfangen und bezog nach einem leckeren hausgemachten Abendessen mein kleines Häuschen, welches etwas abseits vom Haupthaus mit den übrigen Zimmern liegt.

©Barbara Harbecke
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Die gesamte Unterkunft strahlt eine wohltuende Ruhe aus, daher kommt auch hier der Gedanke auf, dass ein längerer Aufenthalt absolut zum Entschleunigen taugt und die Unterkunft somit für unsere Kunden eine passende Station für Erholung und Erleben ist. Das weitläufige Grundstück, welches zur Amata – einem natürlich geschwungenen Nebenfluss der Gauja – hin abfällt, umfasst eine große Menge Apfelbäume, welche zu diesem Zeitpunkt herrlich duftende, reife Früchte trugen, sie warteten nur auf die Ernte. An der Amata starten verschiedene Rundwanderwege und Mountainbike-Trails, Fahrräder und Hikingstöcke werden von den Gastgebern verliehen.

Das Ufer der kleinen Amata – ©Barbara Harbecke
Das Ufer der kleinen Amata – ©Barbara Harbecke

Am nächsten Morgen hatte ich mir vorgenommen, eine unserer Touren mithilfe der Komoot App zu erwandern, aber bereits die Anfahrt zum vermeintlichen Startpunkt gestaltete sich schwierig und ein großer Teil des ersten Stücks war beinahe komplett überwuchert, der Weg kaum zu erkennen. Nahe des hohen Ufers der Gauja war der Weg dann über Holzstege und Treppen besser begehbar und gepflegt, nur konnte man kaum etwas sehen, die Sehenswürdigkeit des Erglu Klintis, die vielfarbigen Sedimentschichten, lagen direkt unter dem Weg und waren somit überhaupt nicht zu sehen. Ich empfehle meinen Kunden seitdem, eher eine Kanutour zu machen, denn dann hat man freien Blick auf die Besonderheit des Flussufers. Ich habe die Tour kurzerhand an einer passenden Stelle abgebrochen und mir meinen Weg zurück zum Auto gesucht. Es ist also ratsam, die Gastgeber nach Wandervorschlägen zu fragen und nicht auf möglicherweise veraltete Touren zu gehen. Stattdessen fuhr ich nach Cesis und besichtigte dort die Burgruine und machte einen Rundgang durch das kleine Städtchen, in dem es eher ruhig zuging zu dieser Jahreszeit. Nach einer weiteren guten Nacht, bestem Essen und einer Hausführung verabschiedete ich mich gegen späten Vormittag und machte noch ein letztes Mal Halt in Sigulda, wo es ebenfalls eine Schlossruine zu besichtigen gibt und fuhr dann nach Riga zurück.

©Barbara Harbecke
©Barbara Harbecke

Nun habe ich eines der drei baltischen Länder kennengelernt und bin begeistert über die Gastfreundschaft, die tolle Natur und die vielen historischen Gebäude. All das auf relativ kleinem Raum, die Strecken sind selbst für einen Solo Traveller wie mich gut zu bewältigen gewesen und es mangelte nie an Abwechslung.

Veröffentlicht am Dienstag, 5. November 2024