
Elke Metternich und Jacqueline Schütz bereisen die Südstaaten der USA
In 19 Tagen durch den „Tiefen Süden“
Die vielgepriesene Südstaaten-Romantik steht im Schatten einer wechselvollen Geschichte, die bis heute das kollektive Gedächtnis prägt. Sie handelt von Krieg und Rassendiskrimierung, aber auch von Widerstand, Hoffnung und dem Kampf für eine bessere Zukunft. In Kombination mit abwechslungsreichen Landschaften ergibt sich ein spannendes Gesamtbild, das zu beschäftigen wie zu begeistern vermag.
Im April ging es für euch auf Dienstreise in die Südstaaten der USA. Wo wart ihr genau?
Elke: Insgesamt haben wir sechs Bundesstaaten durchquert bzw. gestreift. Gestartet sind wir in Charleston, in South Carolina. Von dort ging es entlang der Küste durch Georgia, dann weiter über den Florida Panhandle, nach Louisiana und Mississippi und zum Abschluss nach Memphis, Tennessee.

Wart ihr zum ersten Mal dort?
Elke: Vom Süden der USA kannte ich bisher nur Florida. Und da auch eher den südlichen Zipfel. Unsere Route war daher Neuland für mich.
Jacqueline: Ich war als Kind schon einmal mit meinen Eltern in Savannah, St. Augustine und New Orleans. Allerdings konnte ich mich an das meiste nur wenig erinnern. Vor der Reise hat mir mein Papa extra noch alte Fotos als Erinnerungsstütze rausgesucht.
Könnt ihr das Klima und die Landschaft der Region kurz beschreiben?
Jacqueline: Durch die Nähe zu den karibischen Gefilden gibt es überall eine hohe Luftfeuchtigkeit. Die nimmt mit den steigenden Temperaturen ab dem Frühjahr auch stetig zu.
Elke: Landschaftlich gibt es ein buntes Mosaik aus Sümpfen, Stränden, den Flusslandschaften des Mississippi und ausgedehnten Nadelwäldern, die sich sogar bis an die Küste ziehen. Teilweise existieren Nadelwälder und tropische Vegetation nebeneinander.

Und wie verhalten sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Hinblick auf die Kultur?
Elke: Es gibt Themen, die quasi überall präsent sind. Dazu gehört die Geschichte der Plantagen, des Bürgerkriegs und der Sklaverei. Oak Alley, die berühmte historische Zuckerrohrplantage nahe New Orleans, ist diesbezüglich ein interessanter Halt. Hier wurde durch eine Stiftung die Geschichte des Anwesens aufgearbeitet.
Jacqueline: Außerdem ist die Geschichte der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten auch immer mit dem Kampf gegen die Rassentrennung verknüpft. Wer sich für die Bürgerrechtsbewegung interessiert, sollte auf jeden Fall das National Civil Rights Museum in Memphis besuchen. Das Motel, in dem Martin Luther King 1968 erschossen wurde, wurde in den Museumskomplex integriert.
Elke: Darüber hinaus spielt auch die Musik eine große Rolle! Blues, Jazz und Rock’n’Roll sind Teil der DNA. Als wir in New Orleans waren, fand gerade ein Straßenfestival statt. An jeder Ecke gab es Live-Musik.
Jacqueline: Und natürlich gibt es in Memphis, neben unzähligen geschichtsträchtigen Bars, noch heute einen riesigen Elvis-Kult – verbunden mit einer gehörigen Portion Kitsch!
Elke: Dann haben sich die Antebellum-Häuser auch als architektonischer roter Faden durch die Reise gezogen. An vielen Orten, die wir besucht haben, stehen noch ganze Ensembles oder manchmal auch einzelne, wunderschön restaurierte Gebäude. In St. Augustine vermischt sich das ganze dann noch mit spanischen Einflüssen.

Ihr habt vor Ort viele unserer Unterkünfte besucht. Sind da auch solche historischen Häuser darunter?
Elke: Es ist ein bunter Mix. Es gibt einige historische Häuser, aber auch viele moderne Boutique-Hotels. Ein schönes Beispiel für ein historisches B&B ist das Baer House Inn in Vicksburg. Hier haben die Gastgeber den alten Charme des Gebäudes bewahrt, ohne dass das Ambiente verstaubt oder altbacken wirkt. Dafür braucht man ein geschicktes Händchen und einen Blick fürs Detail. Das gelingt bei Weitem nicht überall. Außerdem gibt es dort eine beachtliche Gemäldesammlung, die allein schon einen Besuch wert wäre!
Seit einiger Zeit sieht es so aus, als würden solche inhabergeführten B&Bs, mit persönlichen Kontakt zu den Gastgebern, in den USA immer seltener werden…
Elke: Das stimmt leider. Aber ein paar solcher Schätze konnten wir trotzdem noch entdecken. Eine große Hilfe ist dabei, dass diejenigen, mit denen wir schon lange zusammenarbeiten, uns und unser Konzept sehr gut kennen und verstehen. So wurde uns zum Beispiel durch Jack und Annelise, von unserer Hauptunterkunft in Charleston, ein Kontakt zu einem neuen B&B vermittelt, das perfekt zu Umfulana passt.
Jacqueline: Die beiden waren toll! Sie geben ihren Gästen auch viele Tipps zur Gegend und veranstalten jeden Tag eine Social Hour. Dabei werden auf der Veranda Käse und Cracker gereicht, dazu gibt es ein Bier vom Fass. Ganz locker kann man so mit anderen Reisenden ins Gespräch kommen. Wir saßen dort gemeinsam mit einem amerikanischen Paar und dessen vier Kindern. Auch das Frühstück wird an einem großen ovalen Tisch serviert, an dem alle Gäste gemeinsam essen.
Elke: Generell hat uns die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen immer wieder begeistert.

Inwiefern?
Jacqueline: Nicht nur in unseren Unterkünften, sondern auch ganz zufällig hatten wir oft richtig nette Begegnungen. Einmal standen wir nachmittags, im strömenden Regen, vor einem Restaurant, das noch geschlossen war. Eigentlich wollten wir nur das Gebäude anschauen, weil es so schön aussah und uns ins Auge gefallen ist.
Elke: Irgendwann ist dann aber der Inhaber auf uns aufmerksam geworden, hat uns hereingebeten und eine kleine Führung gegeben. Weil es danach immer noch geschüttet hat, wurden uns zum Abschied sogar noch Regenponchos mitgegeben.
Jacqueline: Amüsant war auch eine Swamp Tour in Walkulla Springs, als der Ranger plötzlich eine Gitarre rausgeholt und ein Lied über den Sumpf angestimmt hat.
Elke: Oder die Fahrten mit dem Trolley in Memphis, wo den Fahrerinnen immer ein lustiger oder frecher Spruch auf den Lippen liegt. All das ist eben auch auf eine sehr charmante Weise irgendwie typisch amerikanisch!
