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Zwei Frauen sitzen an einem Tisch mit Blick auf einen See
Blick aufs Wasser: Anna und Ingrid beim Frühstück
Großbritannien & Schottland

Anna Fröhlingsdorf und Ingrid Duminiet bereisen Schottland
Karos, Kilts und Kelpies

Im Nordwesten des Great Glen liegen die sagenumwobenen Highlands, im Südosten die geschichtsträchtigen Lowlands. Dazwischen findet man schaurige Burgen, guten Whisky, farbenfrohe Karos und liebenswerte Seeungeheuer. Unsere Kollegin Anna war im April auf Dienstreise in Schottland und berichtet von ihren Erlebnissen.

Von Edinburgh aus starteten wir gemeinsam auf unsere Rundreise, um die erste „Unterkunft mit Frühstück“ zu besuchen. Zugegeben, diese Bezeichnung, die wir in unserem Arbeitsalltag oft benutzen, ist pragmatisch und zutreffend. Wie wenig sie jedoch aussagt, wurde mir hier nochmal richtig bewusst.

Eine dieser "Unterkünfte mit Frühstück" war beispielsweise eine Burg, 400 Jahre alt. Im Keller ein Kerker, hinter den Wänden versteckte Gänge. Im ganzen Land erzählt man sich bis heute Geistergeschichten, doch hier nahmen sie in unserer Fantasie erstmals Gestalt an und wir stellten uns vor, wie bei Nacht Gespenster über die enge Turmtreppe spuken.

Leider blieb uns nicht viel Zeit zum Erkunden der alten Mauern. Wir hatten dennoch das Gefühl, immerhin auf ein kleines Geheimnis gestoßen zu sein, als wir merkten, dass der vermeintliche Wandspiegel in unserem Schlafgemach in Wahrheit ein Fernseher war.

Burg aus dem 17. Jahrhundert: Barcaldine
Burg aus dem 17. Jahrhundert: Barcaldine

Natürlich kann nicht jede Unterkunft mit der Imposanz einer Burg aus dem 17. Jahrhundert mithalten. Die gute Nachricht: Das muss auch gar nicht sein! Oft liegen die besonderen Momente sowieso im Detail. Zum Beispiel, als wir andächtig an einer Ahnengalerie in der eichenvertäfelten Eingangshalle eines Herrenhauses vorbeispazierten. Oder als wir abends an der Bar saßen, wo der Gastgeber uns voller Stolz seine Whiskysammlung (mehr als 500 Flaschen) präsentierte.

Auf Gälisch wird Whisky auch Uisge-beatha genannt, „Wasser des Lebens“. Nach Angaben der Scotch Whisky Association werden jährlich rund 1,3 Milliarden Flaschen in alle Welt exportiert.

Da weder Ingrid noch ich viel Ahnung von Whisky haben, wollten wir gerne ein bisschen mehr über das schottische Nationalgetränk lernen. So buchten wir ein Tasting bei Tony, seines Zeichens internationaler Whisky-Richter. Fünf verschiedene Sorten konnten wir probieren. Besonders überrascht hat mich der Glenturret, der in der ältesten bestehenden Whiskybrennerei Schottlands hergestellt wird. Da Tonys Vater lange Zeit dort gearbeitet hatte, wurde uns der edle Tropfen mit ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen gereicht. Am Ende war es wahrscheinlich diese besondere Kombination aus schönen Anekdoten und dem, wie Tony es beschrieb, „Christmas Cake“-Aroma, die mir so im Gedächtnis geblieben ist.

Edle Tropfen und unterhaltsame Anekdoten: Tasting mit Tony
Edle Tropfen und unterhaltsame Anekdoten: Tasting mit Tony

Das Whiskytasting ist allerdings nicht die einzige kulinarische Empfehlung. Bei vielen Leuten lässt der Gedanke an die schottische Küche sofort die Alarmglocken angehen. Haggis, Black Pudding oder Scotch Pies sind, was die Zutaten betrifft, doch eher speziell und für alle Vegetarier*innen unter uns – wie mich – leider auch denkbar ungeeignet. Mittlerweile gibt es aber viele traditionelle Gerichte auch in pflanzlichen Varianten! Und die schmecken richtig lecker! Was vielleicht vielen tatsächlich auch nicht so präsent ist: Neben dem Deftigen gibt es in Schottland auch eine große Vorliebe für Süßspeisen. Besonders zum Tee darf das Shortbread nicht fehlen. Die köstlichen Mürbeteigplätzchen sind übrigens auch ein super Mitbringsel!

Dank so viel gutem Essen, waren wir auch stets gestärkt für lange und aktive Tage. Unter anderem stand für uns eine Safari auf dem Programm. Mit einem Geländewagen ging es hinaus in die Wildnis der südlichen Highlands, in weite Heidelandschaften zwischen einsamen Gipfeln und tief aufgerissenen Schluchten. Guide Cameron, unser Ranger im Kilt, wusste viel zu erzählen über die Berge sowie ihre Tiere und Pflanzen. Schafe und Rotwild kreuzten unseren Weg. Wir freuten uns, als wir bemerkten, dass ein Steinadler hoch über uns seine Kreise zog. Dank eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprojekts ist die Population der Greifvögel hier aktuell so groß wie seit Jahrhunderten nicht mehr.

In Regenjacken und Gummistiefeln: Ingrid und Anna
In Regenjacken und Gummistiefeln: Ingrid und Anna
Schottische Safari in den Highlands
Schottische Safari in den Highlands

Ein paar Tage später ging es von den Bergen ans Meer. In der Hafenbucht von Portree wurden wir von Kapitän Jasper abgeholt, einem erfahrenen Seemann in wetterfester Latzhose und schwerer Funktionsjacke. Netterweise hatte er auch uns zwei Paar schicke Latzhosen mitgebracht, um uns gegen das launische Wetter zu rüsten. Auf Jaspers Segeljacht an Bord gegangen, fragte er, ob wir beim Segeln helfen möchten. Natürlich! Trotz diverser Aufgaben, die es nun zu erledigen galt, hatten wir genug Zeit, um die spektakulären Blicke auf die Küste von Skye und die Isle of Raasay zu genießen.

Die Wellen, die von heftigen Böen angetrieben, wild und ungestüm gegen den Bug schlugen, ließen mich an die Each Uisges denken – mythische Wassergeister. In Pferdegestalt lauern sie am Ufer, um Menschen in die Tiefen des Meeres zu ziehen und zu verschlingen.

Glücklicherweise blieben wir von übernatürlichen Begegnungen verschont und schafften es wohlbehalten zurück in den Hafen, wo uns noch lokale Leckereien wie Käse und Lachs sowie wärmender Tee gereicht wurden. Im Anschluss schrieb ich in meine privaten Notizen: „Selbst bei dem Sauwetter, das wir hatten, war es ein schönes Erlebnis.“

Auf rauer See: Ingrid beim Segeltörn
Auf rauer See: Ingrid beim Segeltörn
Dem Wetter trotzen: Anna beim Segetörn
Dem Wetter trotzen: Anna beim Segetörn

Und irgendwie gilt dieses Fazit auch für die gesamte Reise. Das Wetter war – typisch schottisch eben – äußerst wechselhaft. Da wir mit dicken Mützen, Jacken und Gummistiefeln jedoch bestens ausgerüstet waren, konnten uns Regen und Wind nichts anhaben. Stattdessen haben sie uns das Privileg beschert, viele Orte, an denen sich im Sommer die Touristen tummeln, ganz für uns zu haben. Und in den Momenten, in denen die Sonne uns dann ihr frühlingshaftes Antlitz gezeigt hat, wurden wir für alle Stürme und Schauer entschädigt.

Hauptort und die einzige Stadt der Insel Skye: Portree
Hauptort und die einzige Stadt der Insel Skye: Portree
Veröffentlicht am Mittwoch, 11. Dezember 2024