
Anna Fröhlingsdorf und Barbara Harbecke unterwegs auf Island
Im Juni haben zwei unsere Kolleginnen eine Dienstreise nach Island unternommen. Anna Fröhlingsdorf berichtet, was sie vor Ort erlebt haben.
Können Sie mir sagen, wo die Eierstraße ist?
Meine Kollegin Barbara und ich haben im Juni, mitten in der leuchtenden Lupinenblüte und zur hellsten Zeit des Jahres, Island besucht. Wenn man an Island denkt, kommen einem sofort Bilder von Hitze und Eis, tosenden Wasserfällen, brodelnden Vulkanen, schwarzen Stränden, putzigen Papageientauchern, majestätischen Walen, dem Geruch von Schwefel, schimmernden Gletschern, spuckenden Geysiren, heißen Quellen, alten Sagas, robusten Pferden, cremigem Skyr und kuscheligen Wollpullovern in den Sinn. Das alles hatte ich auch erwartet, bestens informiert durch Magazine, Dokus, Reiseführer und natürlich Instagram.
Woran ich nicht so direkt dachte, waren die kleinen und großen Überraschungen, die Island für uns bereithielt. Zum Beispiel der erstaunlich gute Mobilfunkempfang, die teils gefährlichen Passstraßen im Nebel, die Parkgebühren (ja, auch im Nirgendwo!), die Pflicht, auf ausgewiesenen Wegen zu bleiben, oder die skurrile "Eierstraße".

Mitten im Nichts und doch bestens vernetzt
Es ist wirklich beeindruckend, wie gut der Mobilfunkempfang in Island ist. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Island so dünn besiedelt ist, dass man zeitweise stundenlang kein Haus am Straßenrand entdeckt. Dafür aber Schafe, neben der Straße, auf der Straße oder sich genüsslich am Leitpfosten schubbernd. Selbst in einsamen Fjorden oder mitten in einer Lavawüste hatten wir Empfang. Klar, nicht immer super schnell fürs Internet, aber für einen Notruf auf jeden Fall ausreichend. Die Mobilfunkmasten, die das ermöglichen, sieht man natürlich hin und wieder auftauchen. Oft aber auch nicht, weil sie beispielsweise im dichten Nebel versteckt sind.

Nervenkitzel auf Schotterpisten und die Tücken der Parkgebühr
Dieser Nebel scheint besonders dicht, wenn man sich gerade auf einem Pass befindet; Schotterstraße, rechts und/oder links geht es steil bergab. Leitplanken? Fehlanzeige. Da ist mitunter Schrittgeschwindigkeit angesagt und wir waren unglaublich froh über unseren Allradantrieb. Den sollte man in Island wirklich haben, denn viele Abstecher von der Ringstraße (der asphaltierten Straße, die einmal um die Insel führt) führen auf Schotterpisten. Die sind anfangs kein Problem, können aber mancherorts ganz schön schlecht in Schuss sein oder eben steiler werden.

Am Ende eines solchen Abstechers auf Schotterstraßen, teils mit Geröll, befindet sich dann ein Parkplatz, der zu einem Wasserfall gehört oder einer anderen Sehenswürdigkeit gehört. Und egal, wie abgelegen dieser auch sein mag, es ist fast sicher, dass einen Kameras erwarten. Sie erfassen das Kennzeichen bei der Ein- und Ausfahrt, und wenn man die Parkgebühr (meist 1000 Kronen oder mehr) vergisst, wird es teuer. Zum Glück sind die Gebühren super easy per App zu zahlen. Wie praktisch, dass man wieder Empfang hat! Ob es da einen Zusammenhang gibt?

Respekt vor der Natur: Warum wir auf den Wegen bleiben sollten
Möchte man nun dort auch gern eine Wanderung unternehmen, ist es nicht nur ratsam, sondern auch Pflicht, auf ausgewiesenen Wanderwegen zu gehen und dort auch zu bleiben. Niedliche Trampelpfade, die man vielleicht sieht, sind meist von Schafen gemacht und stellen für den Menschen absolut keine Wanderwege dar. Das Moos, welches die Lavafelder bedeckt, kann stellenweise bis zu 20cm dick sein. Und diese weichen Polster können tückische Spalten verstecken, was für uns gefährlich werden kann. Außerdem zerstören wir mit unserem Herumlaufen das empfindliche Moos und die andere Vegetation. Und ganz abgesehen davon kann das Lavagestein auch einfach scharfkantig sein.
Wenn man kein Lavagestein und auch kein Moos sieht, ist man dennoch verpflichtet auf den Wegen zu bleiben. Es gilt, die Natur und die Tiere zu schützen und nicht zu stören oder gar zu zerstören. Und auch hier kann es zu hohen Geldstrafen führen, wenn man die Wege verlässt.

Cairns und die "Eierstraße": Skurrile Wegweiser in Island
Apropos Wege: in Island wurden übrigens schon ab dem 9. Jahrhundert Wege mit Steinhaufen markiert. Gerade im Norden der Insel kann man sie kilometerweit sehen. Alle paar Meter (gut bei Nebel) steht ein sogenannter Cairn, manchmal sogar mehrere Meter hoch. Teilweise sind auch heute noch Wege so markiert, was ein Grund dafür ist, dass man keine „Steinmännchen“ in die Landschaft bauen darf, wie es nun schon seit vielen Jahren fast weltweit Trend ist. Bitte nicht in Island, hier ist es verboten.
Keine Cairns, aber dennoch aufgereiht wie eine Markierung, sind die Eier. Ich hatte bereits davon gehört, von den steinernen Eierskulpturen in den Ostfjorden, als eines morgens plötzlich eine Frau vor mir stand und fragte:
„Können Sie mir sagen, wo die Eierstraße ist?“
Ich versuchte mit ihr gemeinsam herauszufinden, wo diese genau liegt. Dass wir bereits im richtigen Ort waren wusste ich. Die genaue Stelle fanden wir jedoch nicht, jedenfalls nicht auf der Karte. Die Frau ging ihrer Wege und später, als wir den Ort verließen, sahen wir die Skulpturen am Hafen und dort auch das Fahrzeug der Frau. Ihre Frage nach der Eierstraße brachte uns im Nachhinein sehr zum Lachen und lässt uns auch heute noch schmunzeln.

Island war eine Reise voller atemberaubender Natur, unerwarteter Eigenheiten und unvergesslicher Momente. Es ist ein Land, das immer wieder überrascht und fasziniert.
